Die Opfer der guten Wirtschaftsbeziehungen – Leseabend zur Situation der Uiguren

v.l.n.r: Frau Sittl (Stadtbücherei Pfreimd), Alexandra Cavelius, (Autorin), Shanuar Kasim, (Übersetzung), Christoph Beck (Technik) und Barbara Beck (Amnesty)

„Es ist ein Leben wie im Hochsicherheitstrakt. Nur Augen zu und durch, denn keiner hilft. Du musst ständig vorbereitet sein, inhaftiert zu werden.“ Mit diesen drastischen Worten beschrieb Sayragul Sauytabay das derzeitige Leben in der westchinesischen Provinz Xinjiang, zu dem Uiguren, Kasachen und andere Nicht-Chinesen seit Jahren gezwungen sind. Sauytabay war selbst 5 Monate in einem chinesischen Umerziehungslager inhaftiert und sammelt seit ihrer Flucht nach Schweden Zeugenaussagen zum Thema. Die Autorin Alexandra Cavelius hat ihre Geschichte aufgeschrieben, die Münchner Lehramtsstudentin Shanura Kasim übersetzte.

Fr. Sittl von der gastgebenden Stadtbücherei Pfreimd konnte im gutbesuchten Vortragsraum den Besuchern einen interessanten, wenn auch eindringlichen Abend wünschen. Barbara Beck, Sprecherin von Amnesty International, die diesen Abend organisierte, führte in das Thema Uiguren ein.

Sauybatay, die wegen gesundheitlicher Spätfolgen ihrer Haft derzeit nicht reisen kann, wurde per Video zugeschaltet. Im Wechsel mit ihren übersetzten Beiträgen und Passagen aus dem Buch „Chinaprotokolle“, mehreren Filmeinspielungen sowie weiteren Augenzeugenberichte zeichneten die Frauen ein eindringliches Bild von den Repressionen, denen ethnische Minderheiten in Westchina ausgesetzt sind. Die Region, von den Referentinnen konsequent mit Ostturkestan bezeichnet, war vor 50 Jahren noch fast ausschließlich von Uiguren, Kasachen und Turkmenen besiedelt. Nun liegt ihr Anteil bei ca.45%. In ihrem Bestreben nach einem „einheitlichen Staatsvolk ohne Ethnien“ setzt die chinesische Staatsführung auf vielfältige Repressionen, um Kultur und Religion der Uiguren auszumerzen.

Sauytabay berichtete von den provinzweiten Unruhen 2009 und der überharten Reaktion der Kommunistischen Partei Chinas seitdem. Die Umerziehungslager sind mittlerweile als Gefängnisse deklariert. Uigurische Kulturschätze und religiösen Stätten sind der Zerstörung ausgesetzt. Hunderttausende werden in Umerziehungslagern aus zum Teil nichtigen Gründen monatelang einer Indoktrination ausgesetzt. Sauytabay selbst musste wegen ihrer guten Chinesisch-Kenntnissen ihren Mithäftlingen die zentrale Staatsdoktrin einbläuen. Es gibt glaubhafte Berichte über Zwangsverheiratungen, Organhandel, Zwangsarbeit und Deportationen. Die Hebamme R. Nuri berichtet von Todesfällen wegen mangelnder Hygiene bei Zwangsverhütung, Sterilisation, und Zwangsabtreibungen. Die Chinesifizierung beruht auf einer Drangsalierung der uigurischen Kultur und bewusster Senkung uigurischer Geburten. Die Kinder der Inhaftierten werden in Erziehungsheimen einer Situation ausgesetzt, die sie gewollt verrohen lässt.

Auch nach ihrer Flucht ist der lange Arm Chinas immer präsent. Neben Drohungen und Einschüchterungen sind auch immer die in China verbliebenden Angehörigen gefährdet. Eine Häufung von Unglücken und plötzlichen Todesfällen ist nicht mehr mit Zufällen zu erklären. Daneben unterhält die chinesische Polizei „Auslandspolizeiwachen“, deren Illegalität selbst die deutsche Bundesregierung dieses Jahr zu einem Protest veranlasste.

Andererseits investiert die KPCh hohe Summen und Aufwand, viel Social Media und Influencer, um ein glückliches Bild der Uiguren zu vermitteln. Auch ausländische Firmen wurden gezielt in Ostturkestan angesiedelt, wenn auch deren Engagement angesichts der Menschrechtslage allmählich nachlässt.

Auch deutsche Firmen machen noch ungeniert Geschäfte mit KPCh. Die Neue Seidenstraße erzwingt ebenso Wohlverhalten wie die begehrten Seltenen Metalle. Kaum ein westlicher Konzern riskiert angesichts des riesigen chinesischen Marktes einen Hinweis auf die Menschenrechtslage. Auch auf politischer Ebene wiederspiegelt sich die gleich Zurückhaltung. Abschließend betonten die Referentinnen, wie notwendig das ständige Hinweisen auf die Menschenrechtsverletzungen des größten Handelspartners Deutschlands. Nur durch ständigen politischen Druck, dem Kaufverhalten der Konsumenten und dem langjährigen Engagement von Menschenrechtsgruppen bleibt die Hoffnung auf Änderung der unseligen Lebensbedingungen erhalten.

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01.12.2024 Weihnachtsmärkte und der Briefmarathon 2024

Auch in diesen Jahr findet wieder der Briefmarathon statt!

Amnesty International Schwandorf wird deshalb wieder auf mehreren Weihnachtsmärkten vertreten sein und für Menschenrechtsaktivisten Unterschriften sammeln.

Am Sonntag, den 01.12.2024 waren wir am Nachmittag bereits in Burglengenfeld. Siehe Fotos.

Zu folgenden Terminen können sie uns noch antreffen und für Menschen in Not unterschreiben:

Sonntag, den 08.12.2024 14:00 bis 17:00 auf dem Weihnachtsmarkt in Teublitz
Sonntag, den 15.12.2024 14:00 bis 17:00 auf dem Weihnachtsmarkt in Maxhütte

Sie können am Briefmarathon auch Online teilnehmen: Briefmarathon 2024

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23.10.2024 Jahresversammlung von Amnesty International Schwandorf

Ein Brief kann Leben retten

Briefe schreiben kann durchaus anstrengend sein. Wenn Amnesty International Hunderte von Petitionsbriefe unterschreiben läßt, braucht der Tätigkeitsbericht auf der Jahresversammlung der Kreisgruppe Schwandorf seine Zeit. Deren Sprecherin Barbara Beck berichtete über alle Infostände, Gottesdienste und Maikundgebungen, auf denen Hunderte von Landkreisbürgern mit ihrer Unterschrift ihre Solidarität mit inhaftierten, bedrohten und verfolgten Menschenrechtsverteigern weltweit ausdrückten.

Die Erfolge solcher Petitionen schwanken von sofortiger Freilassung hin bis zu völligen Ausschweigen über Haftbedingungen. So wurde eine Menschenrechtsaktivistin sofort freigelassen, als ihr Name auf der Adventsschwerpunktaktion “Briefmarathon” nur bekannt wurde. Andererseits schreibt ein Gruppenmitglied unverdrossen Woche für Woche eine Postkarte an den uigurischen Professor Ilham Tothi, der seit 10 Jahren in einer chinesischen Haftanstalt eingesperrt ist. Das letze Lebenszeichen von ihm stammt von 2017.

Typischer ist die Geschichte von Rita Karasartova aus Kirgisien. Wegen einer völlig friedlichen Demonstration gegen das Wasserprojekt “Kempir-Abad” der Regierung wurde die Kirgisin der Aufwiegelung bezichtigt und für 20 Monate in Untersuchungshaft gehalten. Auf den Weihnachtsmärkten 2023 im Städtedreieck unterschrieben 115 Personen eine Petition für ihre Freilassung, aber nicht nur sie. «Von überall aus der Welt wurden mir Briefe zugeschickt. Es waren unzählige», sagt Karasartova. Die Briefe hätten ihr, ihren Kolleg*innen, aber auch ihrer Familie und vor allem ihrer Tochter Kraft gegeben, um weiter für die Freilassung der inhaftierten Aktivist*innen zu kämpfen. «Die Briefe wurden zu einem Hoffnungsschimmer – nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen Angeklagten», sagt sie. Im Juni 2024 wurde sie schließlich vor Gericht freigesprochen.

Christoph Beck erläuterte den Kassenbericht und wurde einstimmig entlastet.

Die abschließenden Neuwahlen der Vorstandschaft brachten keine Veränderung. Sprecherin der Kreisgruppe ist weiterhin Barbara Beck, als Stellverteter steht ihr Willi Rester zur Seite. Die Kasse wird auch im nächsten Jahr von Christoph Beck geführt.

Text: Willi Rester

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23.06.2024 Infostand in Schwandorf

Amnesty International Schwandorf hatte am Sonntag, den 23.06.2024 wieder einen Infostand vor der alten Marien Apotheke auf dem Marktplatz Schwandorf.

Auch diesmal haben wir wieder Unterschriften für Opfer von Menschenrechtsverletzungen gesammeln.

Zu einen für unseren Langzeitfall, den uigurischen Wissenschaftler und Schriftsteller Ilham Tohti.

Außerdem sammelten wir für die Iranerin und Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi.

Vielen Dank für ihre Unterschriften und die anregenden Gespräche!

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01.05.2024 Amnesty Schwandorf bei Maikundgebungen

Drei Teams von Amnesty Schwandorf sammelte auch in diesem Jahr bei Maikundgebungen in Teublitz, Schwandorf und Pfreimd Unterschriften für verfolgte Gewerkschaftler:

Unter den folgenden Links können sie sich noch für die verfolgten Gewerkschaftler engagieren:

Einfach ausdrucken, unterschreiben und an die jeweilige Adresse schicken!

Vielen Dank für die zahlreichen Unterschriften!

 

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08.03.2024 Internationaler Frauentag in Fronberg

Anlässlich des Internationalen Frauentag gab es in der Brauereiwirtschaft in Fronberg wieder eine Veranstaltung mit Kabarett.

Im Zusammenhang mit der Veranstaltung sammelte Amnesty International Schwandorf Unterschriften für:

Zu den zahlreichen Unterzeichnern gehörte Martina Englhardt-Kopf MdB, Scharf Martin MdL, Landrat Thomas Ebeling und die Stadträtin Karin Frankerl.

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